Kapitalismen deutsche Übersetzung
von Fred Åkerström

Sie war arm und sie war ehrlich
und ein Stolz für ihren Ort,
kam ein reicher Mann, begehrlich,
und ihr nahm die Unschuld fort.

Ja, so geht Kapitalismus,
Undank ist des Armen Brot.
Was für Reiche ein Paradies ist,
heißt für Arme Zwang und Not.

Eines Tages muß sie hören:
Er ist wieder auf der Jagd.
„Nur besehen, nicht berühren!"
Hätt sie dies nur nicht gesagt.

Ja, so geht Kapitalismus,
Undank ist des Armen Brot.
Was für Reiche ein Paradies ist,
heißt für Arme Zwang und Not.


Und sie nimmt den Zug zum Städtchen,
der Enttäuschten Trost und Ziel,
und sie nimmt als liebes Mädchen
zehn Mark für das Liebesspiel.

Ja, so geht Kapitalismus,
Undank ist des Armen Brot.
Was für Reiche ein Paradies ist,
heißt für Arme Zwang und Not.

In der Hütte bei den Binsen
schmaust die Mutter mit Passion
Lachs und Aale dank der Zinsen
ihrer Tochter Profession.

Ja, so geht Kapitalismus,
Undank ist des Armen Brot.
Was für Reiche ein Paradies ist,
heißt für Arme Zwang und Not.

Und sie wandert, wie im Tagtraum,
mit Lacktasche und in Tüll,
bunt behängt gleich einem Christbaum.
Welch ein schillerndes Idyll.


Ja, so geht Kapitalismus,
Undank ist des Armen Brot.
Was für Reiche ein Paradies ist,
heißt für Arme Zwang und Not.

Aufgewühlt von schlimmen Träumen
stürzt sie sich in rauhe See,
wo die Brandungswellen schäumen.
Also endet Liebesweh.

Ja, so geht Kapitalismus,
Undank ist des Armen Brot.
Was für Reiche ein Paradies ist,
heißt für Arme Zwang und Not.

Und sie ward alsbald geborgen
schilfbedeckt am Badestrand,
lag so bleich, doch ohne Sorgen,
solchermaßen auferstand.

Ja, so geht Kapitalismus,
Undank ist des Armen Brot.
Was für Reiche ein Paradies ist,
heißt für Arme Zwang und Not.

Übersetzung: © Klaus-Rüdiger Utschick, 2017