Für unsare kloana Briada deutsche Übersetzung
von Hans Söllner

Mein Bruder hat zum Weihnachtsfest
ein Luftgewehr geschenkt bekommen
mit dem er jetzt ganz langsam
unsere Wohnung demoliert.
Die Vorhänge sind durchlöchert,
kein Spiegel ist mehr ganz,
das Ofenregal schaut wie ein Teesieb aus,
der Verputz fällt von der Wand.

Es dauert gar nicht lange,
dann kommt er darauf, dass es das nicht bringt,
auf etwas zu schießen, das nicht zappelt, das nicht krabbelt oder springt.
Es macht doch erst so richtig Spass,
es wird erst interessant,
wenn irgendwas um sein Leben rennt und trotzdem keine Chance hat.


So fällt das erste Vögelchen
im Garten draußen vom Baum.
Ein Volltreffer, so dass die Federn fliegen,
ganz langsam schweben sie zum Boden.
Und jeden Tag werden es ein paar mehr,
bis sich keins (Vögelchen) mehr in die Nähe traut
und mein Bruder traurig wartend zum Fenster hinaus schaut.

Dass das nocht nicht das Wahre war,
das begreift er irgendwann.
Komisch, aber alles was er umgebracht hatte
ist gestorben ohne einen Ton.
Da fehlt das gewisse Etwas,
da fehlt der gewisse Schrei,
der Schrei von dem er weiß,
wenn er aufhört, dann ist es mit dem Leben vorbei.

Jetzt hat er für gute Noten
noch einen kleinen Hund von seinem Vater bekommen
mit dem er jeden Nachmittag
im Wald draußen herumspaziert.
Und wie es eben für Hunde so typisch ist,
er rennt ihm irgendwann einmal weg,
er sucht ihn und findet ihn ein paar Stunden später
vom Jäger erschossen voll Blut und voll Dreck.


Und als er ihn da so liegen sieht,
ihn aufhebt und traurig nach Hause trägt,
fällt ihm das erste Vögelchen ein,
welches unter dem Baum gelegen ist.
Er schwört, dass er nie wieder
auf etwas Lebendiges schießen wird,
nur schade, dass der Mensch so vergesslich ist,
wir sehen es ja jeden Tag.

Ja, schade, dass der Mensch so vergesslich ist,
wir sehen es ja jeden Tag.