Fredmans epistel nr 45: Tjänare Mollberg deutsche Übersetzung
von Martin Bagge
Fredmans epistel nr 45: Tjänare Mollberg Lyrics Übersetzung
Weh, Bruder Mollberg, blau und voll Blut!
Wo ist die Harfe, wo ist dein Hut?
Ach, deine Lippe blutig und dick!
Was, Bruder, traf dich für ein Geschick?
Zum Rostocker Krug
die Harfe ich trug,
dort gab es Krakeel
um mich und mein Spiel,
just als ich spielte, pling plingeli plang,
kam da ein Schuster, krummbeinig und lang,
gab mir aufs Maul eins. Pling plingeli plang.
Wie sah er aus? – Triefäugig und grau,
Lederhos schwarz und Strümpfe rotblau,
Hut aufgesteckt, mit Borte und Band,
Hausrock mit Streifen und Stock in der Hand.
So kam er daher
und hatte ’nen Speer
in seinem Gehäng.
Wenn der wurde streng,
wackelt’ die Werkstatt, pling plingeli pläng,
bebten die Bank und das Bett samt Gestäng,
Fenster und Türen. Pling plingeli pläng.
Ich spielte nüchtern und mit Bravour
Polska der Kön’gin von Polen, G-dur,
und es warn Leute um mich herum,
lauschten beim Trunk, verständig und stumm,
als einer mit Wut
mir schlug auf den Hut,
ein anderer plärrt:
Was, Teufel, dich schert
Polens Affäre? Pling plingeli plang.
Spiel keine Polska, laß polnisch Gesang,
hüte die Zunge! Pling plingeli plang.
Hör mein Mæcenas! Hör, was passiert:
Ich hab am Trank mich froh delektiert,
sprach frank und frei von Pol’ns Konjunktur.
Wisset, ihr Herren, so sagte ich nur,
daß selbst ein Monarch
nicht wäre so stark
und in seinem Land
verböt meiner Hand,
auf meiner Harfe, pling plingeli plang,
und das, so lange sie hat einen Strang,
Polska zu spielen. Pling plingeli plang.
In einem Eck ein alter Sergeant,
zwei Assessoren und ein Trabant
brüllten: Hau zu! der Schuster hat recht,
Pol’n ist gestraft, sein Los ist gerecht.
Von nebenan kam
’ne scheele Madame,
schmiß Flaschen und Krüg,
schlug Harfe in Stück.
Darauf der Schuster, pling plingeli plang,
zog mit dem Messer den Scheitel mir lang.
So war die Sache. Pling plingeli plang.
Hat diese Welt Gerechtigkeit je?
Litt ich nicht Unrecht? – Mollberg, o weh! –
Leide ich nicht unschuldig? – Prosit! –
Harfe zerschlagen und Nase, sie litt.
Pfui, welch ein Verdruß!
So möcht ich zum Schluß
entfliehn meinem Land,
die Harf in der Hand,
spielen für Bacchus und Venus, kling klang,
bei Virtuosen hätt Stimme und Rang.
Folg mir, Apollo! Pling plingeli plang.
© Klaus-Rüdiger Utschick, in: C.M.Bellman. Fredmans Episteln "Von Liebeslust und Qual und dem vollen Pokal". 1998, Anacreon-Verlag
Wo ist die Harfe, wo ist dein Hut?
Ach, deine Lippe blutig und dick!
Was, Bruder, traf dich für ein Geschick?
Zum Rostocker Krug
die Harfe ich trug,
dort gab es Krakeel
um mich und mein Spiel,
just als ich spielte, pling plingeli plang,
kam da ein Schuster, krummbeinig und lang,
gab mir aufs Maul eins. Pling plingeli plang.
Wie sah er aus? – Triefäugig und grau,
Lederhos schwarz und Strümpfe rotblau,
Hut aufgesteckt, mit Borte und Band,
Hausrock mit Streifen und Stock in der Hand.
So kam er daher
und hatte ’nen Speer
in seinem Gehäng.
Wenn der wurde streng,
wackelt’ die Werkstatt, pling plingeli pläng,
bebten die Bank und das Bett samt Gestäng,
Fenster und Türen. Pling plingeli pläng.
Ich spielte nüchtern und mit Bravour
Polska der Kön’gin von Polen, G-dur,
und es warn Leute um mich herum,
lauschten beim Trunk, verständig und stumm,
als einer mit Wut
mir schlug auf den Hut,
ein anderer plärrt:
Was, Teufel, dich schert
Polens Affäre? Pling plingeli plang.
Spiel keine Polska, laß polnisch Gesang,
hüte die Zunge! Pling plingeli plang.
Hör mein Mæcenas! Hör, was passiert:
Ich hab am Trank mich froh delektiert,
sprach frank und frei von Pol’ns Konjunktur.
Wisset, ihr Herren, so sagte ich nur,
daß selbst ein Monarch
nicht wäre so stark
und in seinem Land
verböt meiner Hand,
auf meiner Harfe, pling plingeli plang,
und das, so lange sie hat einen Strang,
Polska zu spielen. Pling plingeli plang.
In einem Eck ein alter Sergeant,
zwei Assessoren und ein Trabant
brüllten: Hau zu! der Schuster hat recht,
Pol’n ist gestraft, sein Los ist gerecht.
Von nebenan kam
’ne scheele Madame,
schmiß Flaschen und Krüg,
schlug Harfe in Stück.
Darauf der Schuster, pling plingeli plang,
zog mit dem Messer den Scheitel mir lang.
So war die Sache. Pling plingeli plang.
Hat diese Welt Gerechtigkeit je?
Litt ich nicht Unrecht? – Mollberg, o weh! –
Leide ich nicht unschuldig? – Prosit! –
Harfe zerschlagen und Nase, sie litt.
Pfui, welch ein Verdruß!
So möcht ich zum Schluß
entfliehn meinem Land,
die Harf in der Hand,
spielen für Bacchus und Venus, kling klang,
bei Virtuosen hätt Stimme und Rang.
Folg mir, Apollo! Pling plingeli plang.
© Klaus-Rüdiger Utschick, in: C.M.Bellman. Fredmans Episteln "Von Liebeslust und Qual und dem vollen Pokal". 1998, Anacreon-Verlag
zuletzt bearbeitet von Klaus (Ruedeger) am 21. August 2017, 0:14