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Aber reich Songtext
von Tim Fischer

Aber reich Songtext

Augen, überall Augen
Männer mit Augen
Und durstigem Blick!
Hände, überall Hände
Eine horrende
Fingerfabrik!
Hände, die mich kneifen
Und bemalen wollen
Und nicht begreifen
Wollen, dass sie nur zahlen sollen!
Augen, die schon zuversichtlich strahlen wollen –
Dabei schaut bei mir nichts heraus!


Münder, hungrige Münder
Lügenverkünder
Wippen im Takt!
Brillen, dunstige Brillen
Voller Bazillen
Verlangen mich nackt!
Wackelgreise mit Ekstasennüstern
Die im Dunkeln leise alte Phrasen flüstern –
Tiefe Wangengrübchen
Weiße Schädelknochen
Die im Hinterstübchen
Junge Mädchen kochen!
Die mit Backenbärten
Muss man nicht erklären
Weil sie stets begehrten
Was sie heut′ begehren!

Ach, wißt ihr denn gar nicht, ihr Guten, ihr Schlechten
Wofür dieses Fischerherz bebt?
Was hab' ich denn selbst mir in endlosen Nächten
Erhofft und erträumt und erstrebt?

Ach, ich hätte so gern einen Mann –
Wie er aussieht, da liegt mir nichts dran!
Ist er Zwerg oder Riese – ganz gleich
Aber reich! Unermeßlich reich!
Wenn er alt ist, ist gar nichts dabei
Denn sein Geld ist auf jeden Fall neu!
Er kann schwarz sein und grün sein und bleich –
Aber reich, aber reich!

Ich will womöglich nie ohne Chauffeur sein
Und mein Verlobungsgeschmeide muss schwer sein
Und wo ich einkaufen geh′, dort muss er sein –
Industrie muss er haben, bißchen Vieh muss er haben
Und Marie muss er haben – aber gleich!


Er kann Schweizer sein oder ein Finn'
Kann Japaner sein oder aus Brünn
Meinetwegen auch alles zugleich –
Aber reich, aber reich!
Er darf griffig gebaut wie ein Gott sein
Ein Falott sein
Hottentott sein!
Ja, und käme, wie köstlich
Ein schwarzer fernöst
Licher Scheich –
Ich wär' im Nu weit
Bei ihm in Kuweit
Wenn ich dadurch sein Herz erweich′!
Kassier′ im Harem
Sofort in Barem
Und wär' vielleicht nicht wunschlos glücklich –
Aber reich!

Gestern bin ich geblieben
Bei einem Mann, der mich lang schon verehrt –
Schwestern hat er ja sieben
Doch unter Brüdern ist er nichts wert!
Davon kann ich zehn an jedem Finger haben
Ich kann sie älter haben
Ich kann sie jünger haben –
Jeder Acker muss ja seinen Dünger haben
Doch mehr schaut dabei nicht heraus!
Renten
Kleine Studenten
Fisimatenten –
Oh, welch ein Graus!
Bierchen
Stabsoffizierchen
Tanzkavalierchen
Lasse ich aus!

Tatteriche, die nach Brocken haschen
Und in feuchten Küchen ihre Socken waschen
Oder Muskelprotze
Die nur Saft vertragen
Und dann mir zum Trotze
Mit der Kraft versagen –
Und die Wunderknaben
Mit den Augenschatten
Die die Zukunft haben
Die sie immer hatten!

Vergangen, vergangen! Ich will jetzt nur Eines
Und dann komm′ ich wieder in Fahrt –
Ich habe ein Sparschwein, im Bauch dieses Schweines
Hab' ich schon seit Jahren gespart!
Und jetzt kaufe ich mir einen Boy
Der kann ausseh′n wie Braunbier mit Heu
Wie der Moritz beim siebenten Streich –
Aber reich, unerschöpflich reich!

Wo ich hintrete, baut er ein Haus
Und sein Geld quillt schon oben heraus
Ja, für den spring' ich gern in den Teich –
Aber reich, aber reich!
Ich möchte täglich von neuem verreisen
In Satelliten die Erde umkreisen
Und Astronauten zum Frühstück verspeisen!
Eleganz will ich haben!
Einen Glanz will ich haben!
Einen Tanz will ich haben!

Ob er Lohengrin heißt oder Hinz
Ob in Troja er wohnt oder in Linz
Oder in Holland, mit′m Finger im Deich –
Nichts wie reich, immer reich!
Wie Mephisto schon sagte zu Faustus:
"Wenn du's nicht hast, na, dann klaust du's!"
Und das gilt auch für heute
Weshalb ich erneut unterstreich:

Ich such′ ′nen Hafen
Zum ruhig Schlafen –
Man schläft auf Euro schön und weich!
Hat er nur Dollar –
Na gut, dann soll er!
Er kann im Wald ein Eremit sein
Kann sizilianischer Bandit sein –
Kann ein Despot sein
Kann auch devot sein
Ein Idiot sein
Rot sein
Tot sein –
Aber reich!

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