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Tannhäuser, Act 3 "Inbrunst im Herzen" Songtext
von Jonas Kaufmann

Tannhäuser, Act 3 "Inbrunst im Herzen" Songtext

Hör an, Wolfram, hör an!
Inbrunst im Herzen,
Wie kein Büsser noch sie je gefühlt,
Sucht′ ich den Weg nach Rom.
Ein Engel hatte, ach! der Sünde Stolz
Dem Übermütigen entwunden:
Für ihn wollt' ich in Demut büßen,
Das Heil erflehn, das mir verneint,
Um ihm die Träne zu versüßen,
Die er mir Sünder einst geweint!
Wie neben mir
Der schwerstbedrückte Pilger
Die Straße wallt′,
Erschien mir allzu leicht:
Betrat sein Fuß
Den weichen Grund der Wiesen,
Der nackten Sohle sucht' ich
Dorn und Stein;
Ließ Labung er am
Quell den Mund genießen,


Sog ich der Sonne heißes Glühen ein;
Wenn fromm zum Himmel
Er Gebete schickte,
Vergoß mein Blut
Ich zu des Höchsten Preis;
Als im Hospiz der Müde sich erquickte,
Die Glieder bettet' ich in Schnee und Eis.
Verschlossnen Augs,
Ihr Wunder nicht zu schauen,
Durchzog ich blind Italiens holde Auen.
Ich tat′s,
Denn in Zerknirschung wollt′ ich büßen,
Um meines Engels Tränen zu versüßen!
Nach Rom gelangt ich
So zur heil'gen Stelle,
Lag betend auf des Heiligtums Schwelle;
Der Tag brach an:
Da läuteten die Glocken,
Hernieder tönten himmlische Gesänge;
Da jauchzt′ es auf
In brünstigem Frohlocken,
Denn Gnad' und Heil
Verhießen sie der Menge.
Da sah ich ihn,
Durch den sich Gott verkündigt,
Vor ihm all Volk
Im Staub sich niederließ;
Und Tausenden er Gnade gab, entsündigt
Er Tausende sich froh erheben ließ.
Da naht′ auch ich;
Das Haupt gebeugt zur Erde,
Klagt' ich mich an mit jammernder
Gebärde der bösen Lust,
Die meine Sinn′ empfanden,
Des Sehnens,
Das kein Büßen noch gekühlt;
Und um Erlösung aus den heißen Banden
Rief ich ihn an,
Von wildem Schmerz durchwühlt.
Und er, den so ich bat, hub an:
"Hast du so böse Lust geteilt,
Dich an der Hölle Glut entflammt,
Hast du im Venusberg geweilt:
So bist nun ewig du verdammt!
Wie dieser Stab in meiner Hand
Nie mehr sich schmückt
Mit frischem Grün,
Kann aus der Hölle heißem Brand
Erlösung nimmer dir erblühn!"

(Lange pause)

Da sank ich in Vernichtung
Dumpf darnieder,
Die Sinne schwanden mir.
Als ich erwacht',
Auf ödem Platze lagerte die Nacht,
Von fern her tönten frohe Gnadenlieder.
Da ekelte mich der holde Sang
Von der Verheißung lügnerischem Klang,
Der eiseskalt mich in die Seele schnitt,
Trieb Grausen mich hinweg
Mit wildem Schritt.
Dahin zog's mich,
Wo ich der Wonn′ und Lust
So viel genoß, an ihre warme Brust!

(In grauenhafter Begeisterung)

Zu dir, Frau Venus, kehr′ ich wieder,
In deiner Zauber holde Nacht;
Zu deinem Hof steig' ich darnieder,
Wo nun dein Reiz mir ewig lacht!

WOLFRAM
Halt ein! Halt ein,

TANNHÄUSER
Ach, laß mich nicht
Vergebens suchen

WOLFRAM
Halt ein!

TANNHÄUSER
Wie leicht fand ich doch einstens dich!

WOLFRAM
Unsel′ger!

TANNHÄUSER
Du hörst,
Daß mir die Menschen fluchen
Nun süße Göttin, leite mich!

(Finstere nacht; leichte Nebel
Verhüllen allmählich die Szene)

WOLFRAM
(In heftigem grausen)
Wahnsinniger, wen rufst du an?

TANNHÄUSER
Ha! Fühlest du nicht milde Lüfte?

WOLFRAM
Zu mir! Es ist um dich getan!

TANNHÄUSER
Und atmest du nicht holde Düfte?

(Die Nebel beginnen in rosiger
Dämmrung zu erglühen)

Hörst du nicht die jubelnde Klänge?

WOLFRAM
In wilden Schauern bebt die Brust!

TANNHÄUSER
(Immer aufgeregter, je näher der
Zauber kommt)
Das ist der Nymphen tanzende Menge!
Herbei! herbei!
Herbei, herbei zu Wonn' und Lust!

(Wirre Bewegungen tanzender
Gestalten werden erkennbar)

WOLFRAM
Weh, böser Zauber tut sich auf!
Die Hölle naht mit wildem Lauf.

TANNHÄUSER
Entzücken dringt durch meine Sinne,
Gewahr′ ich diesen Dämmerschein;
Dies ist das Zauberreich der Minne,

Im Venusberg drangen wir ein!

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